Spezielle Herzschrittmacher mit AICD und CRT

Neben denen gängigen Herzschrittmacher-Systemen, welche langsame Herzrhythmusstörungen behandeln, gibt es auch neuere, spezielle Herzschrittmacher Systeme für seltenere, andere Indikationen. Hierbei handelt es sich im Wesentlichen um drei Sonderformen.

Die eine Gruppe der neuen Herzschrittmacher-Generatoren dient der Therapie schneller Herzrhythmusstörungen. Sie sind dazu geeignet, diese schnellen und teilweise lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen durch elektrische Intervention rasch zu beenden. Diese Gerätegruppe nennt sich AICD-Herzschrittmacher, auch implantierbarer Defibrillator genannt.

Die zweite Gruppe der neuen Herzschrittmacher-Generatoren hat zusätzlich die Möglichkeit, bei bestimmten Formen der Herzmuskelschwäche (dilatative Kardiomyopathie, linksventrikuläre Pumpfunktionsstörung) die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern. Diese Geräte werden CRT-Herzschrittmacher genannt. Sie stimulieren nicht nur in den rechten Herzhöhlen, sondern auch die linke Herzkammer.

Eine dritte Gruppe vereint die Funktionen der zwei erstgenannten Systeme, somit die der Besserung der Pumpfunktion dienende linksventrikuläre Stimulation mit der Defibrillatorfunktion. Diese Systeme tragen die Bezeichnung CRT-D Herzschrittmacher.

Alle drei  Arten der Herzschrittmacher sind von der Form und Größe mit Streichholzschachteln zu vergleichen, deren Ecken angerundet wurden. In der Regel sind die Schrittmacher etwas flacher. Sie bestehen aus komplexen elektronischen Bausteinen, diese in einer Edelstahlhülle. Vom Herzschrittmacher, welcher links oder rechts unterhalb des Schlüsselbeins unter der Haut implantiert wird, gehen hochflexible Kabel (Elektroden) durch Gefäße zum Herzen. Über die Elektroden beobachtet der Schrittmacher die elektrische Aktivität des Herzens, gibt bei Bedarf auch die benötigten elektrischen Impulse ab.

AICD-Herzschrittmacher (implantierbarer Defibrillator)

Bei bestimmten Erkrankungen des Herzens kann es zu Herzrhythmusstörungen mit einer hohen Schlagzahl des Herzens kommen (Tachykardie). Je höher die Schlagzahl des Herzens, um so schlechter wird die Pumpfunktion, da der Herzmuskel dann weniger eine Kontraktionsbewegung als eine Zitterbewegung aufweist. Die Menge des ausgeworfenen Blutes nimmt somit drastisch ab, reicht nicht zur Versorgung des Körpers und Gehirnes, eine Ohnmacht und Minderversorgung aller Organe, im Extremfall der Tod drohen.

Der AICD-Herzschrittmacher erkennt über seine im Herzen liegenden Elektroden eine solche bedrohliche Herzrhythmusstörung rasch.

Er hat zwei Möglichkeiten, auf eine solche Herzrhythmusstörung zu antworten.

Entweder gibt er schwache Stromimpulse ab, die bezüglich der Frequenz etwas über der Frequenz der Herzrhythmusstörung liegen, „überholt somit die Herzrhythmusstörung“. Reicht dies nicht, die Herzrhythmusstörung zu unterbrechen, so gibt der Schrittmacher nach Aufladen eines Kondensator einen Stromschlag großer Spannung ab, eine interne Defibrillation.

Erkennt der Schrittmacher eine Herzrhythmusstörung aufgrund einer extrem hohen Schlagzahl gleich anfangs als lebensbedrohlich, so erfolgt als erste Therapie die interne Defibrillation als lebensrettende Maßnahme.

In aller Regel reichen diese zwei Möglichkeiten des Herzschrittmachers, welche je nach Situation einzeln oder in Kombination angewandt werden, um bedrohliche schnelle Herzrhythmusstörungen verlässlich zu beenden.

Da die vom Herzschrittmacher vorgenommene Therapie eine sehr eingreifende Therapie darstellt, bedarf der Herzschrittmacher einer regelmäßigen Kontrolle. Diese wird auch in unserer Praxis vorgenommen. Hierbei werden nicht nur die Batterieleistung überprüft sowie die Funktionsfähigkeit der Elektroden, sondern der Schrittmacher legt alle bedeutsamen Ereignisse des Herzrhythmus in einem internen Speicher ab. So kann man im Falle einer Therapieabgabe später über ein zu diesem Zeitpunkt mit geschriebenes und gespeichertes EKG entscheiden, ob die Therapie notwendig war, ob sie auch adäquat und erfolgreich vorgenommen wurde. In Abhängigkeit dieser Befunde ist es möglich, die Programmierung des Herzschrittmachers an den Bedarf des jeweiligen Pat. und seiner Herzrhythmusstörungen anzupassen. Dies gilt teilweise auch für die Medikation.

Die AICD-Herzschrittmacher sind somit Schrittmacher für Patienten mit bedrohlichen Herzrhythmusstörungen der schnelleren Art. Diese so genannten ventrikulären Tachykardien finden sich meist als Ausdruck einer fortgeschrittenen Herzerkrankung des linken Herzens mit deutlicher Vergrößerung und Funktionseinschränkung (dilatative Kardiomyopathie). Seltener finden sich Herzerkrankungen mit verdicktem Muskel (hypertrophe Kardiomyopathieen) und Erkrankungen des rechten Herzens (rechtsventrikuläre arrhythmogene Dysplasie) oder aber eigenständige, genetisch bedingte Herzrhythmusstörung ohne weiterreichende Erkrankungen des Herzens.

Der Herzschrittmacher kann die Herzrhythmusstörungen nicht verhindern, hier steht die medikamentöse Therapie ganz im Vordergrund. Er kann sie jedoch bei Auftreten sofort erkennen und in den weit überwiegenden Fällen auch rasch beenden.

Biventrikulär stimulierender Herzschrittmacher (CRT-Herzschrittmacher Systeme)

Bei Patienten, welche trotz einer breiten medikamentösen Therapie eine weiterhin sehr schlechte Pumpfunktion des linken Herzens aufweisen, kann teilweise eine Besserung der Pumpfunktion durch einen Herzschrittmacher (in diesem Falle eines biventrikulär stimulierenden Herzschrittmachers) erreicht werden.

Voraussetzung hierfür ist, dass die Pumpbewegung des linken Herzens, das heißt das Zusammenziehen des Herzmuskels um das in der linken Herzkammer befindliche Blut nicht synchron (gleichzeitig, koordiniert) erfolgt. Diese fehlende Koordinierung der Kontraktion der verschiedenen Abschnitte des Herzmuskels des linken Herzens führt zu einer Art Schaukelbewegung des linken Herzens, welche die Auswurfleistung (Pumpleistung) des linken Herzens weiter verschlechtert. Die Ursache hierfür ist, dass die verschiedenen Herzmuskelabschnitte nicht gleichzeitig das elektrische Signal bekommen, welches die Kontraktion des Muskels einleitet. Im EKG findet sich ein sogenannter Linksschenkelblock.

Durch eine geeignete Platzierung einer Schrittmacherelektrode auch im Bereich des linken Herzens wird die Voraussetzung geschaffen, das linke Herz über den Schrittmacher zu erregen. Durch eine geeignete Programmierung des Herzschrittmachers mit Abgabe elektrischer Impulse geringer Spannung sowohl im Bereich des rechten als auch des linken Herzens kann nun die Kontraktionsbewegung des linken Herzens in den verschiedenen Muskelabschnitten zeitgleich erfolgen, somit eine Synchronisierung erreicht und die Pumpleistung verbessert werden.

Es handelt sich hierbei um sehr komplexe Schrittmacher-Systeme, bei denen auch die Positionierung der Elektroden nicht einfach ist, in spezialisierten kardiologischen Zentren vorgenommen werden muss. Dies gilt letztendlich auch für die Programmierung dieser Schrittmacher Systeme, die den Bedürfnissen der  Patienten angepasst werden muss. Hier erfordert die Programmierung die genaue Kenntnis der zu Grunde liegenden kardialen Befunde, eine große Erfahrung und oft viel Geduld.

Auch für diese Schrittmacher-Systeme der verschiedenen Hersteller bieten wir für unsere Patienten die Nachsorgeuntersuchungen an.