Herzinfarkt

Wissenswertes zum gesundheitsbewußten Leben für Patienten mit Herzinfarkt

Allgemeines: Was ist ein Herzinfarkt eigentlich?

Ein Herzinfarkt tritt ein, wenn eine der Herzkranzarterien, die den Herzmuskel mit sauerstoffreichem Blut versorgen, sich plötzlich verschließt: die Folge ist ein »regionales Mangel-Versorgungsgebiet des Herzmuskels« mit mehr oder weniger ausgedehntem Gewebsuntergang eines ganzen Wandabschnittes (= transmuraler Herzinfarkt = mehr als halbe Wanddicke) oder nur begrenzter Wandbereiche (= subendokardialer, rudimentärer oder Teilschichtinfarkt).

Trotz aller modernen Therapiemöglichkeiten und organisatorischen Voraussetzungen (Notarzt-/Rettungs-System; Intensiv-Therapie…) ist der Herzinfarkt auch heute in Deutschland die Todesursache Nummer 1;
In Deutschland sterben jährlich mehr als 200000 Menschen am Infarkt !!!

Nach vorläufigen Ergebnissen des Statistischen Bundesamtes starben in Deutschland 1997 insgesamt 860 400 Menschen, 398 300 Männer und 462 100 Frauen. Bei nahezu jedem zweiten Verstorbenen wurde der Tod durch eine Erkrankung des Herz-Kreislaufsystems ausgelöst, 170 700 Männer und 243 400 Frauen starben daran. Von den Sterbefällen aufgrund von Kreislauferkrankungen sind insbesondere ältere Menschen betroffen. Die größere Zahl von verstorbenen Frauen an Kreislauferkrankungen resultiert aus der vergleichsweise höheren Anzahl von älteren Frauen in der Bevölkerung. Allerdings waren von den 82 600 Personen, die durch einen akuten Herzinfarkt verstarben, 55 % Männer und 45 % Frauen.

 

Aber warum sterben immer noch so viele Menschen daran?

Problem Nummer 1 ist der Patient selbst“: man hat festgestellt, daß sehr viele Patienten trotz entsprechender  Aufklärung und Beschwerden  -auf die wir später noch detailliert eingehen werden- oftmals zu spät in die Klinik kommen. Nach diesen Untersuchungen macht man die „Verleugnungshaltung“ vieler Patienten (man hält es für ausgeschlossen, daß man selbst einen Infarkt erleiden könnte …) für die verspätete Klinik-Aufnahme verantwortlich; denn durchschnittlich erst nach 3 Stunden erfolgt die stationäre Krankenhausaufnahme.

 

Spezielles

Oft geht einem Infarktereignis ein Angina pectoris-Anfall (Brust-Enge) voraus: das vorherrschende Symptom, gewöhnlicherweise unter körperlicher Belastung: oft nur ein unangenehmes Gefühl in der Brust, häufig jedoch auch ein beengender, drückender Brustschmerz bis hin zu einem „Vernichtungsgefühl“ hat die Beschwerdesymptomatik ein sehr breites Spektrum.

Die Schmerzintensität kann von sehr leicht bis stark schwanken, die Zeitdauer eines Angina Pectoris-Anfalles von einigen Sekunden bis zu wenigen Minuten schwanken; Brustschmerzen mit einer Zeitdauer von über 30 Minuten sind infarktverdächtig.
Als Begleitsymptome sind Angstgefühle, Schweißausbrüche, Blässe oder auch Rötung, schneller Puls und ggf. Herzklopfen und Kurzatmigkeit oft vorhanden.

Je nach Lokalisation unterscheiden die Mediziner Infarkte des Herzspitzenbereiches, der seitlichen spitzennahe Herzbereiche, der Bereiche oberhalb des Zwerchfelles (diaphragmaler = inferiorer = zwerchfellseitig), im Bereich der vorderen Kammerscheidewand  oder in Spitzennähe (= supraapikal), sowie den Vorder- u. Hinterwand- , Seiten- , Septuminfarkt , Innen- u. Außenschichtschaden , je nach Lokalisation des zugrundegegangenen Muskelgewebes.

Bevor wir die Symptome des Infarktes darstellen, möchten wir noch auf die Frühwarnzeichen für einen längerfristig drohenden Infarkt hinweisen: zunehmende Konzentrationsstörungen, wachsende innere Unruhe und eine Unfähigkeit zur Freude sind ernsthafte Anzeichen für eine „vitale Erschöpfung“, die zumeist Folge  einer besonders belastenden Lebensweise (beruflicher Streß, private Überforderung) ist.

Zu den anderen Risikofaktoren, die ein Infarktereignis begünstigen, wie Rauchen, hoher Blutdruck, erhöhte Blutfette, Gicht -also die Faktoren, die eine koronare Herzerkrankung entstehen lassen- finden Sie detaillierte Informationen unter dem Begriff: Leben mit Koronarer Herzkrankheit.

Erkrankungen & Symptome
Oft mit uncharakteristischen vorangehenden   Beschwerden (z.B. Schwächegefühl, Herzschmerzen) einsetzend, auf die meist akut eine schwere Angina pectoris folgt, sowie Atemnot, Todesangst, Übelkeit, Schweißausbruch, Erbrechen, Stuhlabgang, häufig auch Herzrhythmusstörungen, evtl. Synkopen.

Die mit einem Infarktereignis einhergehenden Beschwerden werden beschrieben mit: dumpf, drückend, krampfartig oder bohrend u. verbunden ist mit einem charakteristischen Beengungs- u. Vernichtungsgefühl, oft auch mit typischen Ausstrahlungen, evtl. in Form von Parästhesien (Mißempfindungen – mögliche Ausstrahlung in beide Arme, Unterkiefer, Rücken….).

Die wichtigste Maßnahme ist die schnelle Aufnahme des Patienten ins Krankenhaus – jede Minute ist kostbar !!!

Die ersten drei Stunden nach dem Infarktereignis sind entscheidend, um Komplikationen des Herzinfarktes zu vermeiden:   in dieser Zeit ist die Chance sehr groß, eine Therapie mit Durchgängigmachen (Rekanalisierung) der Herzkranzarterie erfolgreich durchzuführen. Aus diesem Grund ist es so wichtig, daß ein jeder die wichtigsten Anzeichen für einen Herzinfarkt kennt.

Zusammenfassung der Symptome, die auf einen Herzinfarkt hindeuten:

  • Schmerzen (dumpf, drückend, krampfartig oder bohrend u. verbunden ist mit einem charakteristischen Beengungs- u. Vernichtungsgefühl) im Brustkorb, hinter dem Brustbein.
  • Gegebenenfalls Schmerzaustrahlung in beide Arme, Hals und Unterkiefer und in  Rücken (zwischen die Schulterblätter) und in den Oberbauch.
  • Angstgefühl-Vernichtungsgefühl.
  • Schneller Puls-Herzrasen.
  • Kaltschweißigkeit und Blässe.
  • Oft verbunden mit Atemnot.
  • Manchmal auch mit einem Kreislaufzusammenbruch.

 

Diagnostik & Therapie

Bei der Diagnostik des akuten Herzinfarktes verläßt man sich auf eine Kombination von verschiedenen Untersuchungsverfahren: wegweisend ist oft ein krankhaft verändertes Elektrokardiogramm (EKG); allerdings können Infarktereignisse ohne subjektive Beschwerden oder ohne EKG-Veränderungen bzw. ohne Veränderungen des Enzymmusters verlaufenden, d.h. klinisch bzw. elektrokardiographisch bzw. enzymatisch als stummer Myokardinfarkt sich darstellen; bei späterer EKG-Untersuchung werden dann oft pathologische EKG-Veränderungen ( Q-Zacken (Dauer 0,04 Sek. u. mehr) oder R-Zacken-Verluste) festgestellt.

Wichtig sind in der Früherkennung heute Laborschnelltestverfahren (Troponintest), die innerhalb weniger Minuten ein Ergebnis anzeigen. Bei einer Diskrepanz zwischen Beschwerden und Testergebnis, ggfs. nochmals Kontrolle des Testes nach einigen Stunden.
Bei den parallel durchgeführten Labor-Untersuchungsverfahren ist bei der Enzymdiagnostik typisch neben dem Anstieg der SGOT, der LDH u. der Alpha-HBDH ist eine Erhöhung der CK (Creatin-Kinase = Creatin-N-Phosphortransferase) u. insbesondere des Isoenzyms CK-MB (Herzmuskeltyp der CK) zu verzeichnen.

Wie schon erwähnt, ist das wichtigste Ziel der Behandlung des akuten Herzinfarktes die Durchgängigmachung (Rekanalisierung) der verschlossenen Herzkranzarterie(n): dies kann durch verschiedene Verfahrenstechniken erreicht werden:

  • durch eine möglichst frühzeitige Ballon-Dilatation, d.h. eine Erweiterung der verengten Koronararterie mittels eines Katheters (auch als Percutane transluminale coronare Angioplastik =  PTCA) bezeichnet. Häufig wird der P. bei eindeutigen Befunden direkt vom Notarzt in das Herzkatheterlabor gebracht
  • durch Verabreichnung von Medikamenten, die den Koronarverschluß (Thrombus) wieder auflösen (Thrombolyse);

Komplikationen nach einem Infarkt wie evtl. arterielle Embolie (durch intrakardiale Thromben), Herzwandaneurysmen,   Rhythmusstörungen, Pumpversagen (bei Überanstrengung des intakt gebliebenen Myokards,  Mitralinsuffizienz, Perikarditis, aber auch akuter Koronartod (wobei die Nekrose noch gar nicht erkennbar ist), können in jedem Stadium eines Infarktes auftreten, sind jedoch am geringsten, wenn eine Therapie schnellstmöglichst vorgenommen worden ist.

Die wichtigsten medikamenösen Behandlungsprinzipien nach einem Herzinfarkt sind die Verabreichung von

  • Acetylsalicylsäure (ASS) in Kombination mit Clopidogrel für mindestens 12 Monate, ASS auf Dauer
  • eines Betablockers
  • eines ACE – Hemmers (Verbesserung der Prognose bei Herzinsuffizienz)
  • und eines CSE-Hemmers (Senkung der Blutfette, antientzündliche Wirkung).

 

Was können Sie tun?

Als Prophylaxe sehr viel: nämlich die Risikofaktoren zum Zustandekommen einer KHK (Koronaren Herzkrankheit) minimieren:

 

Meine Risikofaktoren: Was kann ich tun?

  • Rauchen reduziert den Sauerstoffgehalt im Blut und erhöht die Plaquebildung der Gefäße
    Hören Sie mit dem Rauchen auf !!!
  • Bluthochdruck: das Herzen muß ständig gegen einer erhöhten Blutdruck ankämpfen und verbraucht dadurch mehr Sauerstoff; durch den erhöhten Blutdruck werden Gefäßverletzungen und Plaquebildungen begünstigt.
    Normalisieren Sie Ihr Gewicht, ernähren Sie sich altersentsprechend, bewegen Sie sich mehr.
  • Erhöhte Blutfette: erhöhte Cholesterinwerte begünstigen die Plaquebildung in den Koronarien.
    Ernähren Sie sich fettärmer, bewegen Sie sich mehr.
  • Übergewicht: dadurch muß das Herzen eine erhebliche Mehrarbeit leisten, um die verschiedenen Körperorgane mit Blut zu versorgen.
    Reduzieren Sie ihr Übergewicht, bewegen Sie sich mehr, ernähren Sie sich gesünder.
  • Streß: verursacht oft hohen Blutdruck und läßt Ihr Herzen schneller schlagen.
    Versuchen Sie in allen Bereichen „Streß“ abzubauen.
  • Diabetes mellitus: schädigt die Blutgefäße und erhöht den Cholesterinspiegel im Blut.
    Entsprechende kohlenhydratreduzierte Ernährung, Gewichtsreduktion sowie mehr Bewegung.